Escape in(to) Horror
Da ist es wieder, das Schreien. Der tiefe, unergründliche Schmerz. Schnell surfe ich in die blaue f-Welt und betäube mich mit Bildern von Menschen mit Mundschutz, mit dünnen Statistiken, dick verkauft, mit den siebentausend Fragen zu Soforthilfen, mit den siebzigtausend Mahnern, die mir sagen, ich soll zuhause bleiben. Der Klick aufs Konto, ui-ui-ui-aua. Leicht reden die Rentner und Angestellten, sie reden sich leicht mit ihrer schweinheiligen Moral, vor der kein Fressen zu kommen braucht. Jeder findet einen Irren, der seine Meinung in der Internetglotze vertritt und jeder applaudiert seinem Personal Jesus durch Teilen und Gernhaben. Wir müssen alles in den Griff bekommen, und das schon gestern. Wieder fallen wir auf unsere sogenannte westliche Kultur herein, die nicht gelernt hat, dass der größere Hammer nicht die Lösung ist, wenn die Wand für den Nagel zu hart ist. Alle appellieren ganz laut an die Vernunft und meinen damit, man müsse alles so machen, wie sie es predigen. Weil sie glauben, dass der Wissenschaftler, den sie gerade zitieren, der einzige ist, der Recht hat. Ich bin so gut, ihr seid so scheiße. Der falsche Gott, der richtige Gott. Da ist es wieder, das Schreien. Der tiefe Schmerz. Ich vermeide mich mit deiner Meinung, nach der ich nicht gefragt habe. Ich mache einen Termin für Übermorgen aus, der morgen tot sein wird. Morgen dann mache ich einen neuen Termin aus. Am Telefon. Ich telefoniere stundenlang. Das Hamsterrad hat noch Potenzial, jeden Tag erhöht sich die Geschwindigkeit um ein paar Prozentpunkte. Heraus kommt nichts. Hände packen ins Leere, versuchen, das Vakuum in den Griff zu kriegen, greifen ins Nichts. Into the void, die Welt zwischen den Welten. Escape (in)to horror.
Foto: Pixabay, bearbeitet vom Autor.
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